„Man kann es oder man kann es nicht“

Dichter Frantz Wittkamp blickt augenzwinkernd auf die Welt

 

Man vergisst sie einfach nicht, die Gedichte von Frantz Wittkamp. Die Elefanten und Raben und wer sich da sonst noch so tummelt. Und eben dies macht für Wittkamp ein Gedicht aus.



Frantz Wittkamp beobachtet. Er beobachtet Menschen, Tiere, Alltagssituationen, Verhaltensweisen. Und schon hat er den Stoff, aus dem seine Verse gemacht sind. Über 1000 Gedichte sind es mittlerweile. Die meisten kennt er auswendig.

 

"Reime kann man sich merken", sagt er. "Sie gehen ins Ohr. Sind Anker für die Erinnerung."

"Stimmen haben mir befohlen, eine Pause einzulegen um mich etwas zu erholen. Und ich hatte nichts dagegen." Oder: "Jedes Ding hat Sinn und Zweck. Immer, wenn ich Spritzgebäck in den Kaffee fallen lasse, spritzt der Kaffee aus der Tasse." In allem, was er schreibt, liegt Witz. Oder Weisheit. Oder beides.

 

Zunächst arbeitete der Lüdinghauser als Illustrator. Für DTV Junior oder für Christine Nöstlingers „Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse“. „Ab 40 habe ich dann nur noch getextet und gemalt“, erzählt Wittkamp. Sein Buch „In die Wälder gegangen einen Löwen gefangen“ hat Roger Mc Gough, der schon für die Beatles gearbeitet hat, sogar ins Englische übersetzt. „Das Witzige und Hintergründige macht eine Übersetzung natürlich sehr schwierig“, sagt Wittkamp. Die Illustrationen für das Buch hatte Grüffelo-Erfinder Axel Scheffler übernommen.

 

Alles ist weiß oder zumindest hellgrau in der Galerie und im Atelier von Frantz Wittkamp und seiner Frau Annette, die Bildhauerin ist.  „Klein darf bunt sein“, sagt Wittkamp. Das sieht man auch an den bunten Schriften, in denen seine Gedichte auf den Postkarten zu lesen sind. Alles, was großflächig ist, was an der Wand hängt, muss dezent sein. „Das hängt vielleicht mit meiner empfindlichen Seele zusammen“, sagt Wittkamp mit einem Augenzwinkern. Eigentlich erzählt er fast alles mit einem Augenzwinkern. 

 

Mit Lüdinghausen sind die Wittkamp schon lange verbunden. Sie lernten sich zu Schulzeiten kennen, als sie gemeinsam aufs „Cani“ gingen. Mit 16 Jahren wurde Annette Wittkamp bereits an der Folkwangschule angenommen, dort studierte sie Bildhauerei. Mit 20 hatte sie ihr erstes Atelier, mit 30 hatten die Wittkamps die erste Galerie nur mit eigenen Arbeiten. Annette Wittkamp war schnell sehr erfolgreich, hatte früh Aufträge auch für die Stadt. Viele ihrer Bronzearbeiten sind in Lüdinghausen zu bewundern.

 

 „Wir mögen die Stadt“, sagen die Wittkamps. Wegziehen wollten sie eigentlich nie. „Hier hat man einen Blick ins Münsterland. Hier gibt es viel Natur“, erzählt Frantz Wittkamp. Ein Mal am Tag gehe er zum Klutensee und blicke aufs Wasser.

 

Und das Schöne an der Kunst für beide ist: „Wir entdecken immer etwas Neues. Wir entwickeln uns immer weiter.“ Die Liebe zur Kunst haben sie auch an ihre Kinder weitergegeben. Tochter Julia ist Kinderbuchmalerin, Sohn Valentin ist Grafiker und hat die letzten Bücher seines Vaters mitgestaltet. Jetzt studiert er Theologie. 

 

„Wie wird man eigentlich Dichter?“, möchte ich noch von Frantz Wittkamp wissen. „Das ist Veranlagung", glaubt er. "Man kann es oder man kann es nicht."

Nadine Wenge

 

 

 

Noch bis zum 27. August 2017 läuft in der Burg Vischering und der Burg Lüdinghausen die Ausstellung „Wenn beide Eltern Enten sind“, in der Werke von Frantz, Annette und Tochter Julia Wittkamp, die Bilderbuchmalerin ist, zu sehen sind. Die Organisatoren Kreis Coesfeld und KaKTus hatten Privatleute aufgerufen, ihre „Wittkamps“ dazu zur Verfügung zu stellen. „Für uns war es total spannend zu sehen, welche Arbeiten da zusammen kommen“, so Familie Wittkamp.

www.galerie-wittkamp.de