Stina Voss war ihr Urgroßvater
Stefan Voss und Gabi Rethmann nehmen ihn die Mitte: Den letzten Nachtwächter der Stadt
Er ist ein bekannter Sohn der Stadt. Stina Voss war von 1891 bis 1904 der letzte Nachtwächter, der in Lüdinghausen unterwegs war. Bis 1912 war er noch Magristatsbote. Als Nachtwächter marschierte er jede Nacht durch die Gassen der Stadt, um zu kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Sein Denkmal, eine Bronzestatue, steht heute am Nyssaplatz.
Stefan Voss, Inhaber des gleichnamigen Spielwarengeschäfts an der Langenbrückenstraße, und seine Cousine Gabi Rethmann sind Urenkel des letzten Nachtwächters der Stadt. Ein paar alte Bilder haben sie noch, Stefan Voss besitzt die Dienstplakette. „Den Stab gibt es auch noch und die Lampe stand lange bei uns zu Hause“, erinnert sich Gabi Rethmann an ihre Kindheit. Das Horn hat seinen Platz im Rathaus gefunden.
Er musste immer seine Frau fragen
Stina Voss, geboren am 19.2.1851, verstorben am 31.10.1934, hieß übrigens nicht wirklich Stina mit Vornamen, sondern Josef. Es heißt aber, dass der Nachtwächter damals immer erst seine Frau fragen musste, wenn er etwas unternahm oder tat. „Ich muss erst Stina fragen", sagte er dann. Und so erhielt der stattliche Nachtwächter den Spitznamen "Stina".
Angst vor Bränden
Stina Voss war bei den Bürgern sehr beliebt, weil er ein Gefühl der Sicherheit vermittelte. Die Bürger hatten damals vor allem Angst vor Bränden (Lüdinghausen brannte insgesamt sechs Mal ab). Lüdinghausen war ein Ackerbürgerstädtchen mit engen Gassen. Die Menschen lagerten Flachs mitunter auf ihren Dachböden. Und das war leicht entzündlich.
Also wanderte Stina Voss mit seiner Pfeife, dem Handstock, der kleinen Laterne, seiner Dienstplakette und seinem Horn durch die Mühlenstraße, Hermannstraße und die Schulstraße (heute Kirchstraße) und hielt nach Feuer Ausschau. Mit seinem Horn konnte er die Bürger dann warnen.
Viel wissen Gabi Rethmann und Stefan Voss leider nicht mehr über ihren Urgroßvater. „Als junger Mensch interessiert einen so etwas nicht. Heute können wir unsere Vorfahren leider nicht mehr fragen“, sagt Stefan Voss.
Einer, der sich bestens mit der Geschichte Lüdinghausens auskennt, ist Christoph Davids. Er bietet heute Führungen als Nachtwächter an und hat sich daher ausgiebig mit Stina Voss befasst. „Das war schon eine Leistung, jede Nacht ununterbrochen in der Stadt unterwegs zu sein“, erzählt er. Er hat sogar noch ein Dokument, dass Aufschluss über die Bezahlung der Nachtwächter gibt: 20 Schöffel Kohlen und 300 Goldmark. Nadine Wenge
Info: Nachtwächterführungen können bei Lüdinghausen Marketing, Borg 4, 59394 Lüdinghausen, Tel. (02591) 78008, info@luedinghausen-marketing.de, gebucht werden. www.lhmarketing.de