Auf dem Kirchturm
Lüdinghausen von oben
Der Aufstieg auf den Felizitas-Kirchturm lohnt sich / Michael Kertelge kennt viele tolle Geschichten
Mensch, ist das hoch! Das sieht von unten gar nicht so aus. Aber der Aufstieg hat sich gelohnt. Was für ein toller Blick über die Stadt. Ach, was sage ich. Die Baumberge kann man sehen, das Gerstein-Werk in Hamm. Und bei gutem Wetter sogar den Florian-Turm in Dortmund.
Wo ich mich befinde? Auf dem Kirchturm von St. Felizitas. Mit Michael Kertelge. Der Pastoralreferent hat mich mitgenommen auf eine Kirchturmführung. „Das schaffen auch Menschen mit Höhenangst ganz hervorragend“, hat er vorher gesagt. Stimmt. Als ich oben bin, bin ich sogar ein bisschen stolz. Ich habe meine Angst überwunden. Und zur Belohnung gibt es: Lüdinghausen von oben.
87,5 Meter
„Bis zum Wetterhahn sind es 87,5 Meter“, erzählt Michael Kertelge, als wir die enge Steinwendeltreppe im Turm hinaufkraxeln. 69 Stufen, bis wir die Zwischenstation erreichen und eine kleine Verschnaufpause einlegen. Wir befinden uns auf dem Langhaus in 15 Metern Höhe. Erstaunlich: Die Decke, die von unten so edel und imposant wirkt, ist von oben ganz schlicht gemauert. Hier befinden sich die schweren Gegengewichte für die Kronleuchter, die unten im Kirchenraum hängen.
Fledermäuse und Wanderfalke
Fledermäuse nisten im Gebälk, ebenso Dohlen und sogar ein Wanderfalke. Ein seltener Fall. „In Deutschland gibt es nur noch 220 seiner Art“, erzählt Michael Kertelge. „In den arabischen Ländern wird mit den Wanderfalken gejagt. Dort sind die Tiere so viel wert, dass bei uns schon mal Eier aus dem Nest gestohlen wurden. Vermutlich, um sie zu verkaufen.“
Durch eine kleine runde Öffnung in der Decke kann man einen Blick in den Kirchen-Innenraum erhaschen. Und Michael Kertelge erzählt allerlei Wissenswertes über die Geschichte der Kirche. Über 500 Jahre ist sie alt, ganz früher hatte die Kirche ein rotes Ziegeldach, bis heute hat sich die Form des Turmes sechs bis sieben Mal verändert. 1750 hatte sogar mal der Blitz eingeschlagen.
Weiter geht es über Holztreppen und steile Leitern bis zu den Glocken. Es knirscht und knackt im Gebälk. Auf einigen Holzbalken sind alte „Graffitis“ zu sehen. „Da haben sich wohl in früheren Jahren die Handwerker verewigt“, berichtet Michael Kertelge mit einem Augenzwinkern.
1300 Kilogramm wiegt die schwerste Glocke, die im Kirchturm der St. Felizitas-Kirche hängt – so viel wie ein Mittelklassewagen. „Seit 500 Jahren rufen die Glocken die Menschen zu schönen und traurigen Anlässen in die Kirche. Das finde ich sehr spannend“, erzählt der Pastoralreferent. Die älteste Glocke stammt aus dem Jahr 1450, zwei von 1500 und eine von 1674. Michael Kertelge läutet eine Glocke. Was für ein Klang hier oben.
120 Stufen
So, noch zwei Leitern und nach 120 Stufen haben wir es geschafft: Wir sind oben. Auf Höhe der Zinnen führt eine alte Holztür ins Freie. Der Ausblick ist einfach umwerfend. Wie grün Lüdinghausen von oben aussieht. Wie toll die Burg mit ihrer Gräfte zu sehen ist. Man kann ein Mal um den Turm herum gehen und in alle Himmelsrichtungen schauen. Wahnsinn!
Eine kleine Anekdote gibt Michael Kertelge noch zum Besten, bevor es an den Abstieg geht. „Im Kirchturm hängt die höchste Wäscheleine Lüdinghausens. Hier oben werden die Fahnen zum Trocknen aufgehängt, die am Kirchturm nass geworden sind.“
Info:
Kirchturmführung mit Michael Kertelge: Gruppe: bis 25 Personen, Dauer: ca. 1,5 Std, Kosten: 80 Euro. „Man braucht in mäßigem Tempo 20 Minuten rauf und 20 Minuten wieder runter“, sagt Michael Kertelge. „Ich richte mich ganz nach der jeweiligen Gruppe. Zwischendurch legen wir Pausen ein.“ Kontakt und Buchung: Lüdinghausen Marketing, Tel. 02591/78008, info@luedinghausen-marketing.de