„Musik und Tanz tun so viel für uns“
Gabriela Eriksen und Swetlana Specht halten ein Plädoyer für die Kultur
Die eine ist begeisterte Tänzerin, die andere passionierte Musikpädagogin. Gabriela Eriksen betreibt ihre eigene Tanzschule, Swetlana Specht ist Inhaberin der Musikschule Littau. Gerne bündeln sie ihre Kompetenzen und organisieren gemeinsame Auftritte. Das Stadtfest in Lüdinghausen haben sie wieder fest im Terminkalender notiert.
„Die Auftritte sind für die Kinder toll. Hier können sie zeigen, was sie gelernt haben“, sagt Gabriela Eriksen. „Und Musik und Tanz sind einfach eine tolle Kombination. Durch den Tanz kann man Musik hören und gleichzeitig auch sehen“, ergänzt Swetlana Specht. Dieses Zusammenspiel sei gerade für die jüngeren Musikschüler eine wertvolle Erfahrung.
An die Grenzen gehen
Gabriele Eriksen und Swetlana Specht halten ein Plädoyer für die Kultur. Heute nähmen Handy, Tablet und Co. gerade Kinder Jugendliche und so stark in Anspruch, dass sie kaum noch Ausdauer für Anderes entwickelten. „Dabei ist es so schön, etwas zu lernen, zu üben und dabei an seine Grenzen zu gehen“, sagt Gabriela Eriksen. Egal, ob man tanzt, singt oder lernt, ein Instrument zu spielen. „Tanz und Musik tun so viel für uns. Sie sind ein Wundermittel. Sie stimulieren den Körper und die Psyche. Kinder können zum Beispiel besser lernen, ältere Menschen bleiben mental und körperlich fit. Und: Es macht einfach Spaß!“
Gabriela Eriksen bietet Kindertanz ab 3 Jahre, Ballett, Modern-Contemporary, Hip Hop, Zumba, Pilates und Forro (das neue Tanz-Highlight für Paare aus Brasilien) an. „Modern Dance, Contemporary und auch Hip Hop und Street Dance sind die Gegenbewegung zum Ballett. Hier kann man seinen Gefühlen freien Lauf lassen, die Emotionen durchs Tanzen ausdrücken. Das macht frei“, sagt die Tanzlehrerin.
Zum Repertoire der Musikschule Littau gehören Instrumental- und Gesangsunterricht für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Außerdem bietet Swetlana Specht musikalische Frühförderung und Früherziehung für Kinder ab 4 Jahre an. „Wenn Kinder beginnen sich mit Musik zu beschäftigen oder ein Instrument erlernen, ist es besonders wichtig, dass die Eltern quasi ,mit im Boot‘ sind und sie vor allem beim Üben unterstützen“, betont die Musikpädagogin.
Mehr Zusammenarbeit
Gabriela Eriksen und Swetlana Specht wünschen sich eine stärkere kulturelle Vernetzung und einen größeren Austausch in der Stadt. „Es ist schwierig, Kultur allein weiter zu entwickeln. Da müssten mehrere Institutionen an einem Strang ziehen“, sagt Swetlana Specht. Sie wünschen sich außerdem einen Ort für Veranstaltungen in der Stadt, z.B. eine Stadthalle. „Es gibt hier zu wenig Möglichkeit für eigene Auftritte“, meint Swetlana Specht.
Infokasten:
Tipps für Eltern, damit kein Frust beim Üben aufkommt:
1. Nehmen Sie ihr Kind ernst.
2. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind zu Hause an einem Ort musiziert, an dem es sich wohlfühlt.
3. Sorgen Sie für Ruhe und eine entspannte Atmosphäre.
4. Setzen Sie sich zum Üben zu Ihrem Kind. Hören Sie aktiv zu.
5. Lassen Sie das Kind experimentieren, wenn ihm danach ist.
6. Das Üben muss nicht ausschließlich mit dem Instrument stattfinden. Schauen Sie sich zusammen das Notenheft auf dem Sofa an. Reden Sie über die Stücke. Singen Sie die Melodie zusammen.
7. Falls Sie selber ein Instrument spielen können, begleiten Sie Ihr Kind. Das kann auch ein Geschwister oder Nachbarskind übernehmen. Viele Musikschulen bieten Anfängerensembles an. Gemeinsames Musizieren ist eine tiefgreifende Erfahrung.
8. Zeigen Sie Ihrem Kind, welche Fortschritte es gemacht hat und freuen Sie sich gemeinsam darüber.
9. Ein Anfängerkind in den Unterricht zu begleiten, signalisiert Interesse und Wertschätzung. Gerade bei jüngeren Kindern kann es hilfreich sein, wenn die Eltern Tipps fürs Üben zu Hause mithören.
Mehr Infos und Anmeldung: www.ballettschule-eriksen.de, www.musikschule-littau.de
Buchtipp: Julia F. Christensen, Dong-Seon Chang: Tanzen ist die beste Medizin – Warum es uns gesünder, klüger und glücklicher macht, rowohlt
15 Tipps gegen Frust beim Üben
- Lachen Sie niemals jemanden aus, der musiziert, schon gar nicht Ihr Kind.
- Überprüfen Sie den Ort, an dem Ihr Kind musiziert. Steht das Klavier in einem Abstellraum oder Keller? Ist der Notenständer mitten im Chaos platziert? Nehmen Sie das Instrument in den Wohnraum oder in die Küche, dort, wo sich die Familie am wohlsten fühlt.
- Setzen Sie sich zum Üben zu Ihrem Kind. Nehmen Sie sich anfangs genauso Zeit, wie es Ihr Kind tut. Sagen Sie zum Beispiel «Machst du etwas Musik?» statt «Du musst noch üben!».
- Hören Sie aktiv jedem Ton zu und laden Sie das Kind dazu ein, seinem Spiel zuzuhören. Bald können dazu die Augen geschlossen werden.
- Die Stimme (Ihre oder die des Kindes) kann mitsingen oder als Echo oder Pausenfüller erklingen – und schon haben Sie ein Duett.
- Viele Kinder beginnen mitten im Üben zu experimentieren. Versuchen Sie in dem Moment nicht, es auf den vermeintlich seriösen Pfad der Noten zurückzubringen. Halten Sie das wilde Spiel aus. Hören Sie auch dort aktiv zu und fragen Sie nachher, was das Kind gesucht und vielleicht gefunden hat. Berichten Sie auch darüber, was Ihnen aufgefallen ist.
- Seien Sie ehrlich zum Kind. Jedes Training braucht hin und wieder Überwindung.
- Sorgen Sie dafür, dass Geschwister nicht stören. So wie man dem Redenden nicht ins Wort fällt, unterbricht man nicht, wenn jemand am Instrument spielt. Regelmässiges Musizieren führt zu einem neuen Tagesablauf, an den sich die Familie vielleicht gewöhnen muss.
- Reduzieren Sie in Krisen Dauer und Inhalt beim Üben. Manchmal genügt ein einziger Takt. Vorzugsweise wählt das Kind die Stelle selber aus. Erklären Sie Ihrem Kind, dass der Körper das Stück abspeichert und dass es wichtig ist, langsam und entspannt zu üben. Der Körper speichert eben auch den Stress ab.
- Das Üben muss nicht ausschliesslich mit dem Instrument stattfinden. Schauen Sie sich zusammen das Notenheft auf dem Sofa an. Reden Sie über die Namen der Stücke. Falls Sie selber Noten lesen können, reden Sie über die Partitur: Was ist es für eine Tonart, was für eine Taktart, wie viele Stellen mit Sechzehntelnoten hat es, wo muss man die Töne lange halten? Singen Sie die Melodie zusammen, hüpfen und klatschen Sie die Rhythmen. Vergleichen Sie im Internet verschiedene Aufnahmen des Stücks.
- Falls Sie selber ein Instrument spielen können, begleiten Sie Ihr Kind. Das kann auch ein Geschwister oder Nachbarskind übernehmen. Viele Musikschulen bieten Anfängerensembles an. Gemeinsames Musizieren ist eine tiefgreifende Erfahrung.
- Wenn Sie keine Zeit haben, Ihr Kind aber gerne beim Üben unterstützen möchten, fragen Sie in der Musikschule, ob ein Jugendlicher gegen Entgelt regelmässig vorbeikommt, um mit Ihrem Kind zu musizieren.
- Führen Sie Ihrem Kind den Fortschritt vor Augen und freuen Sie sich darüber. Vielleicht machen Sie regelmässig kleine Aufnahmen.
- Nehmen Sie alte Stücke hervor. Es ist wertvoll, wenn das Kind das eigene Repertoire pflegt.
- Ein Anfängerkind in den Unterricht zu begleiten, signalisiert Interesse und Wertschätzung. Gerade bei jüngeren Kindern kann es hilfreich sein, wenn die Eltern Tipps der Lehrperson mithören.
Sibylle Dubs