Guter Korn braucht Zeit
Eberhard Böcker lagert seine Brände jetzt im Klimaraum
Mit den bloßen Händen rührt Eberhard Böcker in den riesigen blauen Fässern. Aus dem einen fischt er Wacholderbeeren, Weintrauben und Kräuter. Und aus dem anderen Schokolade und Organgenscheiben. „Riechen Sie mal.“ Riecht lecker, und vor allem sehr intensiv!
Angesetzt sind die Zutaten in 55-prozentigem Alkohol. „Ein Mal am Tag wird das Ganze umgerührt“, erklärt Eberhard Böcker. Je nach Sorte muss der Ansatz bis zu 24 Tage ziehen, damit der Alkohol auch jede Stelle erreicht. Dann wird die Flüssigkeit getrennt und vier Mal gefiltert, bis ein Hochkonzentrat entsteht. „Dieses wird wiederum wieder verdünnt, bis wir einen schönen Likör haben.“
Seit 1848 werden in der Kornbranntwein-Brennerei A.J. Böcker Brände und Liköre hergestellt. Viele Rezepturen stammen noch von seinem Urgroßvater, einige hat Eberhard Böcker selbst entwickelt. Soll der Likör kräuterig schmecken? Oder schokoladig? Welche Zutaten passen gut zusammen?
„Da muss man schon ein bisschen experimentieren, bis man den richtigen Geschmack trifft“, so der Fachmann. Bei der Qualität der Zutaten macht Böcker keine Kompromisse. Die Wacholderbeeren holt er aus der Toskana. „Ich brauche einfach den guten Geschmack. Die Früchte bekommen dort so viel Sonne ab, dass sie viel vollmundiger sind.“
Klimaraum
Whisky und Korn lagern in der Brennerei neuerdings in einem Klimaraum. Hier ist es im Sommer warm, im Winter kalt. So kann sich der Alkohol optimal entfalten. Bei Hitze dehnt er sich extrem aus. „Dann frisst er an der Innenwand des Holzfasses und bekommt so einen ganz besonderen, holzigen Geschmack“, erklärt Eberhard Böcker. Er lagert seine Brände in riesigen Fässern aus französischer Limousin-Eiche. Fassungsvermögen: 4500 Liter. „Das ist das beste Holz“, erklärt er.
Korn braucht Zeit. Damit er richtig gut wird, muss er bis zu drei Jahren in den Fässern liegen. Danach will Böcker einen Teil in kleinere Fässer abfüllen und mit den verschiedenen Geschmacksvarianten experimentieren. „Mir macht es unheimlich viel Freude, neue Getränke zu entwickeln“, sagt Eberhard Böcker. Als es im letzten Sommer so heiß war, kam er auf den zitronigen Solejo (spanisch für Sonne). Mit gecrushtem Eis schmeckt der Frucht-Wodka-Mix absolut erfrischend.
Dreierlei Geschmack
Zum Abschluss mixt Eberhard Böcker noch ein besonderes Getränk. Erst schenkt er einen Schluck Spezial-Tropfen ein, dann kommt Tantes Paula Vanille-Rezept obendrauf. Durch die Sahne werden die beiden Flüssigkeiten getrennt und der Spezial-Tropfen schwimmt oben - ein schöner Effekt fürs Auge. Und dreierlei Geschmack gibt es auch. Drei? „Zum einen die Vanille, zum anderen die Kräuter aus dem Spezial-Tropfen, und wenn man beides im Mund vermischt: Karamell“, so Böcker. Ja, das stimmt tatsächlich!
Die Kornbranntwein-Brennerei A.J. Böcker zu Lüdinghausen auf dem Gut Forstmannshof wurde 1848 gegründet und befindet sich seither in Familienbesitz. Vom traditionellen Kornbrand über mehrjährig im Eichenfass gelagerte Spezialitäten bis hin zu verschiedenen Likören umfasst die Produktpalette alle Geschmacksrichtungen. Im Hofladen auf dem Gut Forstmannshof gibt es neben den Spirituosen natürlich auch Spargel, Erdbeeren und Himbeeren direkt vom Hof sowie viele weitere Produkte.
Öffnungszeiten: Mo-Sa 9 bis 18 Uhr, So 10-16 Uhr. Mittwochs und freitags gibt es frisches Brot und Kuchen. Café im Gewölbekeller: Mi, Fr, Sa und So 12-18 Uhr (hausgemachte herzhafte Mahlzeiten und selbstgebackener Kuchen). www.forstmannshof.de