Geschichte erleben
Mit Stadt- und Burgenführer Hans-Jürgen Witt
Man sieht ihn oft durch die Stadt schlendern, er bleibt mal hier stehen, mal dort. Manchmal ist er auch verkleidet. Zu jedem Ort, zu jedem Gebäude, ja fast zu jedem Stein hat er eine Geschichte zu erzählen. Hans-Jürgen Witt ist Stadtführer, Burgenführer in der Burg Vischering, Burgenführer in der Burg Lüdinghausen und Mitglied der Burgfreunde. Die Geschichte unserer Stadt kennt er wie kaum ein anderer.
Der pensionierte evangelische Pfarrer hat sich schon immer für Geschichte interessiert. Sogar ein Studium hatte er begonnen, „aber parallel zu meinem Wunsch als Gemeindepfarrer zu arbeiten war das einfach zu viel“, erzählt Hans-Jürgen Witt. „Jetzt habe ich meine Freude an Geschichte wieder aktiviert und kann Menschen davon erzählen. Das macht mir sehr viel Spaß.“
Lieblingsplatz: Burg Vischering am Abend
Nachdem er 25 Jahre lang Pfarrer in Hamm-Bockum-Hövel war, ist der 65-Jährige vor sechs Jahren mit seiner Frau nach Lüdinghausen gezogen. „Uns hat die Stadt sofort unheimlich gut gefallen. Lüdinghausen mit seinen Burgen, der lebendigen Innenstadt und seiner Natur ist einfach schön. Wir fahren hier nur mit dem Fahrrad. Herrlich!“, schwärmt Witt. Sein absoluter Lieblingsplatz sei die Burg Vischering. Abends, wenn die Sonne tief steht und die Besucher weg sind. „Dann ist es dort einfach wunderschön!“
Er habe sich gut überlegt, was er im Ruhestand machen möchte. Er genieße zwar die Freiheit, wolle aber auch neben dem kleinen Engagement in der Kirchengemeinde etwas Sinnvolles tun. Vor fünf Jahren wurde er zunächst Stadtführer, dann Burgenführer. Er beschäftigte sich intensiv mit der Geschichte der Stadt und der Burgen. „In Lüdinghausen fließen Heimat-,Sozial-, Kirchen- und Weltgeschichte zusammen. Das macht die Vergangenheit Lüdinghausens so spannend“, sagt Witt.
Er gibt drei Beispiele: An der Außenfassade der Burg Lüdinghausen kann man die Lebensmittelpreise aus dem Jahr 1773 sehen - Sozialgeschichte. Die Missionierung der Sachsen hat in Lüdinghausen eine große Rolle gespielt – Kirchengeschichte. Und der 30jährige Krieg reichte bis in unsere Stadt – Weltgeschichte.
Lüdinghauser schätzen ihre Stadt
Die Führungen seien für ihn so spannend, weil er sich auf immer neue Menschen einstellen müsse. „Besonders freut es mich, wenn Lüdinghauser bei meinen Führungen etwas erfahren, das sie noch nicht wussten“, so Witt. „Und die Lüdinghauser schätzen ihre Stadt sehr, das ist ganz deutlich zu spüren.“
Corona habe die Arbeit in den Burgen deutlich erschwert, vor allem die Burg Lüdinghausen leide unter der Pandemie. „Die Burgfreunde gehören nahezu alle zur Risikogruppe, sodass wir die Öffnung derzeit nicht gewährleisten können“, sagt Witt. „Wir bieten im Moment eine kostenlose Führung im Monat an – natürlich mit Anmeldung.“ Aber das sei nicht die Burg. „Die Burg lebt dadurch, dass sie offen ist.“ Er hofft, dass es im nächsten Frühjahr wieder losgehen kann.
Anfassen, sehen, riechen
Die Burgfreunde – der Verein, der sich um die Burg Lüdinghausen kümmert – seien ihm mit der Zeit sehr ans Herz gewachsen. Zum Tag des offenen Denkmals haben sie einen Film über die Burg zusammengeschnitten, den Hans-Jürgen Witt besprochen hat und der auf der Homepage, bzw. bei Youtube zu sehen ist. „Wir müssen mit der Digitalisierung gehen“, weiß Witt. Viel wichtiger aber sei das persönliche Erleben vor Ort: „Das Anfassen, Sehen, Riechen, Fühlen – mit allen Sinnen wahrnehmen. Erst dann können wir Geschichte wirklich erleben!“ Nadine Wenge
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