Wenn der ganze Himmel bunt ist
Florian Janich ist Drachenflieger mit Leib und Seele und näht sich seine Kunstwerke selbst
Alles fing an, als Florian Janich 1988 mit seiner Mutter zur Mutter-Kind-Kur auf Borkum war. Hier kaufte er sich seinen ersten Drachen, einen lenkbaren Eddy im Streifendesign, erinnert er sich heute und muss lachen. Zwei Jahre später ging es dann wieder in den Urlaub an die Nordsee. Und da kaufte er sich den nächsten Drachen. So ging es weiter und weiter. „Früher gab es ja noch in jeder Stadt einen Drachenladen.“
Einleiner – riesig und bunt
Heute besitzt der Lüdinghauser fast 200 Drachen – es sind keine Lenkdrachen mehr, sondern meistens Einleiner, riesig und bunt - und das Drachenfliegen ist seine größte Leidenschaft. „Als ich einmal mit dem Virus infiziert war, wollte ich die Drachen unbedingt selber nähen“, erinnert sich Janich. Daraufhin schenkte ihm seine Mutter einen Adventskalender mit vielen bunten Stoffstücken und dem Zubehör und nach 24 Tagen Nähen und Basteln gemeinsam mit Mama hatte Florian seinen fertigen Drachen. „Das war so toll. Das Nähen habe ich mir danach an Mamas alter Nähmaschine praktisch selber beigebracht.“
2003 war der heute 45-Jährige auf seinem ersten Fest in Burhave: 100 Drachenpiloten sollten für einen Weltrekord eine Kür fliegen. „Um zu üben, musste ich mich vorher für drei bis fünf Feste verpflichten. Da habe ich viele Leute kennengelernt. Ich wurde gefragt, ob ich nach Fanø komme, dem weltgrößten Drachentreffen. Dort habe ich Robert Brasington aus Tasmanien getroffen. Er war der Drachengott für mich und mittlerweile sind wir richtig gut befreundet. Seitdem bin ich drin in der Szene.“
Heute wird Florian Janich auf die größten Drachenfeste der Welt eingeladen. „Das Schönste an der Sache ist, dass ich viele Freundschaften aufgebaut habe und wir uns auf den Meetings und Festivals treffen.“ Auch seine Frau und seine zwei Töchter begleiten ihn dabei oft.
Besonders toll sei das größte Festival Europas in Cervia in Italien. Da kommen 250 Drachenpiloten aus 40 Nationen. „Hier sieht man alles, was die Drachenszene hergibt.“
Am Strand
Florian Janich liebt das Drachenfliegen am Strand. „Wir machen den Himmel bunt. Und das sieht einfach unheimlich toll aus.“ Während einige seiner Drachenfreunde Großdrachen steigen lassen – da kann eine Charly Chaplin-Figur auch schon mal 30 Meter groß sein - bringt Florian Janich nur das in die Luft, was er locker mit der Hand fliegen lassen und auch selber wieder herunterholen kann. Sein Lieblingsdrache ist der Schleierdelta: Ein Dreieck mit langer Schleppe. Davon habe er schon 29 Stück genäht. „Ich liefere mir ein keines Wettrüsten mit einem Freund. Er hat 54. Und wenn die alle am Himmel stehen und im Wind fließen, reicht mir das, um glücklich zu sein.“
173 Drachenfeste
173 Drachenfeste hat der Lüdinghauser mittlerweile besucht. Nicht nur den Himmel macht er bunt, sondern auch den Strand. Florian Janich näht nämlich nicht nur Drachen, sondern auch individuelle Banner. Für das erste Drachenfest hatte er sich ein Banner genäht, „damit die Leute mich finden“, danach folgten über 600 Auftragsbanner. Beim letzten Bannertreffen 2023 auf Fanø waren 345 aufgebaut.
Tipp: Allen, die sich selber einen Drachen zulegen möchten, rät Florian Janich von Billigware ab. „20 bis 30 Euro sollte man ausgeben, dann hat man was, das fliegt.“ Und in Lüdinghausen habe man das große Glück, dass es die Südwiese gibt. „Hier kann man prima üben.“Nadine Wenge
Bannerinnung: Florian Janich ist einer von drei Menschen weltweit, die professionell Banner nähen - ganz individuell nach Wunsch. Auch Stoff gibt es bei ihm. Er bietet Bannerworkshops an und legt jedes Jahr einen Banner-Adventskalender auf. Die Teilnehmer bekommen einen Karton mit 24 Umschlägen, von denen sie jeden Tag einen öffnen. Darin befinden sich ein oder mehrere fertig zugeschnittene Stoffstücke und eine geschriebene Anleitung. Am 24.12. hat dann jeder ein Banner vor dem Christbaum stehen. Im letzten Jahr hat er 145 Exemplare, sogar bis nach Norwegen, verschickt. Mehr: www.bannerinnung.de
