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Bernadette Hartmann

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“

Dr. Bernadette Hartmann wünscht sich mehr Nachwuchs im Ehrenamt / seit 30 Jahren leitet sie den Förderkreis Monze und hilft in Sambia

„Man muss ein bisschen mutig sein“, sagt Dr. Bernadette Hartmann über ihre Arbeit in Sambia. Die Lüdinghauserin leitet den Förderkreis Monze, der die afrikanische Partnergemeinde der Felizitasgemeinde, Sacred Heart, unterstützt.

 



 

 

Wie oft Bernadette Hartmann selbst in Sambia war, kann sie kaum noch zählen. „Heimtückisch sind Giftschlangen und Skorpione. Auch ein junger Hippobulle, der nur mit einem spielen möchte und dein kleines Boot aushebt, ist keine schöne Begegnung. Aber das kann doch nicht davon abhalten, etwas zu tun. Und mein Motto ist: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“  Etwas tun – und zwar ehrenamtlich - das legt Bernadette Hartmann noch viel mehr Menschen ans Herz. Es fehle an Nachwuchs, sagt sie. Und dabei sei ehrenamtliche Arbeit so erfüllend.

 

 

Lebendige Partnerschaft seit 52 Jahren

 

Seit fast 50 Jahren ist Bernadette Hartmann Tierärztin, hat gemeinsam mit ihrem Mann in der Bauerschaft Brochtrup das Gesundheitszentrum für Kleintiere aufgebaut, in das mittlerweile Sohn und Schwiegertochter miteingestiegen sind gemeinsam mit anderen jungen Tierärzten. Sie betreut die Lehrlinge im Berufsbildungsausschuss der Kammer Westfalen-Lippe und ist Schlichterin. Sie ist Mitglied im Kirchenvorstand der Kirchengemeinde St. Felizitas. Sie engagiert sich im Büchereiausschuss. Und seit 30 Jahren ist sie Leiterin des Förderkreises Monze. Ihr absolutes Herzensthema!

 

Als St. Felizitas 1972 angefangen hatte, sich in Monze zu engagieren, war Sambia das fünftärmste Land der Welt, die Menschen verhungerten. Miserior hatte damals Kirchengemeinden aufgerufen, sich eine Partnergemeinde zu suchen, um zu helfen. „Von diesen Partnerschaften gibt es heute kaum noch eine“, erzählt Dr. Bernadette Hartmann. „Wir wollten nicht nur eine Ziffer auf einem Bankkonto sein, sondern vor allem durch steten Austausch eine lebendige Partnerschaft auf Augenhöhe pflegen. Und das haben wir geschafft: 52 Jahre Partnerschaft, das ist etwas ganz Seltenes!

 

 

Schulbau, Aidshilfe, Mikokredite

 

Drei Schulgeldfreie Gemeindeschulen speziell für Waisenkinder hat der Förderkreis mittlerweile in Monze gebaut sowie ein Ausbildungszentrum, in dem sich Erwachsene zu Schreiner-, Maurer-, Schneider- und Hauswirtschaftern ausbilden lassen können (mit den von ihnen während der Ausbildung produzierten Waren und Dienstleistungen tragen die Schüler selbst zu ihrem Unterhalt an der Schule bei). Der Förderkreis unterstützt das Krankenhaus mit Sachspenden, hat einen Krankenwagen gekauft und eine Anlage errichtet, in der dringend benötigte Infusionslösungen hergestellt werden können. „52 000 Liter Infusionslösungen kann die Anlage im Jahr produzieren“, sagt Bernadette Hartmann. „Wir sorgen dafür, dass der Pfarrer ein Auto hat und so auch die 15 Außengemeinden erreichen kann. Auch Hungerhilfe, Aidshilfe- und aufklärung, Schüleraustausche sowie die Vergabe von Mikrokrediten an alleinerziehende Frauen, die sich selbstständig machen möchten, um so die Schulbildung der Kinder zu garantieren, übernimmt der Förderkreis.“

 

 

Leben im Hier und Jetzt

 

„Dr. Bernadette“ heißt die Lüdinghauserin, wenn sie in Monze unterwegs ist. Wenn sie und ihr Mann zu Gast in Sambia sind, übernachten sie im Pfarrhaus. Zu Schwester Sylvia Kambombi und Pfarrer Miyoba Maanya, die erst im Juni zu Gast in Lüdinghausen waren, besteht ein enger Kontakt. „Gegenseitig Kulturen und Lebensweisen kennen lernen – das ist uns wichtig“, erzählt Bernadette Hartmann. „Und manchmal prallen da auch Welten aufeinander. Schwester Sylvia staunte über die vielen Maisfelder, die es in Deutschland gibt. Während im Süden Sambias die Ernährung der Menschen zu 80 Prozent aus grobem Maismehl besteht, das mit Wasser zu einer Art Brei gekocht wird und heiß begehrte Lebensgrundlage darstellt, musste ich ihr erklären, dass wir den Mais hier als Tierfutter und für Biogasanlagen benutzen.“ Geschämt habe sie sich dafür.

 

Über die Faszination Sambia sagt sie: „Die Menschen sind so freundlich, so herzlich, so dankbar, leben im Hier und Jetzt. Wenn man zu Besuch ist, dann schlachten sie ihr letztes Huhn, um es mit Dir zu teilen.“

 

 

Bildung ist wichtig

 

Monze liegt im Süden Sambias, im typischen afrikanischen Buschland, drei Stunden Fahrt bis zu den berühmten Viktoria-Fällen. Die Gegend ist von Dürre geplagt, seit drei Jahren gab es keinen richtigen Regen. Zuletzt waren Hartmanns im vergangenen Jahr zur Einweihung der neuen Mädchenschule in Sambia. „Bildung ist der beste Weg, damit Mädchen nicht in der Zwangsheirat oder in der Zwangsprostitution landen“, erklärt die Lüdinghauserin. Im Moment werden 248 Mädchen und auch einige Jungen in zwei Schichten an der neuen Schule unterrichtet.

 

Damit die Schule auch abends genutzt werden kann („Punkt 18 Uhr geht die Sonne unter und dann ist es stockdunkel“), braucht das Gebäude dringend eine Solaranlage. Dafür bittet Bernadette Hartmann um Spenden. „Wenn wir 7000 Euro zusammen bekommen, dann gibt das Referat Weltkirche hoffentlich noch mal 7000 Euro dazu und wir können loslegen.“ Nadine Wenge

 

 

 

 

Spendenkonto Monze:

 

Volksbank Lüdinghausen, IBAN: DE34 4016 4528 0022 2703 00

 

Sparkasse Westmünsterland, IBAN: DE03 4015 4530 0035 0041 00

 

 

 

 

Wasser ist Leben

 

Die Voraussetzung für den Bau der Mädchenschule war Wasser. Der Förderkreis sammelte Geld, um ein Bohrloch mit Solarpumpe zu bohren und einen Wasserhahn zu bauen. „Sauberes Wasser aus dem Hahn hatte man hier in der Savanne noch nicht gesehen. Es wurde getanzt, es wurde gefeiert“, erinnert sich Bernadette Hartmann. „Wasser ist Leben.“ Und es wurde sogar eine Wache abgestellt, die den Wasserhahn bewacht.