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Marathon ist ihm zu wenig
Kim Gottwald ist bei Ultra-Läufen unterwegs
7746 Kilometer ist er im letzten Jahr gelaufen, das macht acht Millionen Schritte. Wenn Kim Gottwald aus Seppenrade die Laufschuhe schnürt, dann macht er keine halben Sachen. Ultraläufe sind seine Spezialität. Gerne auch ein Mal quer durch Deutschland. Die Leidenschaft fürs Laufen hatte der Seppenrader während der Coronazeit entdeckt. „Ich hatte nichts zu tun und suchte nach einem Sport, den ich sofort machen konnte“, erzählt der 21-Jährige.
„Ich hatte mit Laufen eigentlich gar nichts am Hut, habe es dann aber einfach probiert.“ Er stand jeden Morgen um 5.30 Uhr auf und absolvierte seine zehn Kilometer vor der Schule.
Damals lief er ganz normale Distanzen, bis er krank wurde und seine Zeiten sich deutlich verschlechtern. „Irgendwann wollte ich mir beweisen, dass ich es kann, und bin im April 2023 spontan 100 Kilometer durch Seppenrade gelaufen, immer wieder eine Runde durchs Dorf.“ Die Liebe zu den Ultraläufen war geboren.
Mittlerweile ist Kim Gottwald 161 Kilometer an der Berliner Mauer entlanggelaufen (Berliner Mauerweglauf), 100 Kilometer um den Aachener Weiher in Köln und 50 Kilometer um den Eifelturm in Paris gejoggt, hat einen Halbmarathon rückwärts und die Strecke von Sylt bis zum Schloss Neuschwanstein (1160 Kilometer) in 18 Tagen zurückgelegt. Kurz vor Weihnachten im letzten Jahr dann noch eine Challenge: Einen Ultramarathon rund um den Ludgeri-Kreisel in Münster. Er lief 200 Runden, das entspricht ca. 60 Kilometern.
Fußball-WM: Von Stadion und zu Stadion
Den Seppenrader, der eigentlich Jura studiert, kann man auch in den sozialen Netzwerken begleiten. Allein auf instagram hat er schon knapp 30 000 Follower. Dass es dermaßen durch die Decke gehen würde, damit hatte Kim Gottwald nicht gerechnet. „Richtig Fahrt hat die Sache aufgenommen, als ich im letzten Jahr bei der Fußball-Heim-EM von Stadion zu Stadion gelaufen bin. Das hat schon viele Leute interessiert und begeistert. Und das möchte ich auch in diesem Jahr machen, wenn die Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft in der Schweiz stattfindet.“ Auch den „Transalpin Run“ plant er in diesem Jahr. „Das ist eine Alpenüberquerung und erfordert noch mal ganz anderes Training, vor allem, was die Oberschenkel angeht. Weil es eben in die Höhe geht.“
Kim Gottwald hat bereits Sponsoren für seine ungewöhnlichen Läufe gefunden. Auch eine eigene Sportartikelmarke hat er gemeinsam mit einem Freund gegründet: Rappid. „Bei uns gibt es Laufklamotten, die man natürlich auch für jede andere Sportart gebrauchen kann. Wir haben Shorts, Shirts, Longsleeves, Tanktops und Kappen im Angebot“, erzählt Kim Gottwald. „Wenn aus dem Laufding noch mehr wird, dann freue ich mich. Wenn ich in dem Bereich Vollzeit arbeiten könnte, hätte ich nichts dagegen. Das Studium schließe ich aber auf jeden Fall ab.“
Tipps für Laufanfänger
Ihm mache das Laufen superviel Spaß. „Aber ein runners high, das sogenannte Läuferhoch, das einen total euphorisch macht, habe ich aber noch nicht erlebt“, sagt der Student. „Das ist ein Mysterium.“ Bis man eine gewisse Ausdauer habe, sei Laufen sogar total nervig. Laufanfängern rät er, ganz langsam zu starten. „Erst nur Easy-Läufe mit einer Herzfrequenz unter 140/150, auch wenn man dafür zwischendurch gehen muss. Nur so kann man Fitness aufbauen.“ Er selbst läuft sechs bis sieben Mal die Woche. „Das gehört für mich zum Tag mit dazu.“ Nadine Wenge
instagram: kim.gottwald