Grabschändung
Lüdinghausen war nach dem Ersten Weltkrieg Hauptort des Synagogenbezirks mit den Gemeinden Lüdinghausen, Olfen, Bork, Selm, Seppenrade, Senden und Ascheberg; zuvor hatte Olfen diese Funktion inne. Bis in die 1930er Jahre gehörte die Lüdinghauser Gemeinde zum orthodoxen Bezirksrabbinat Recklinghausen.
Zwischen Steverstraße und Wolfsberger Straße befand sich der Friedhof der kleinen Lüdinghauser Gemeinde. Feige Grabschändungen erregten im Sommer 1928 reichsweit das öffentliche Interesse, als Grabmäler umgestürzt und beschädigt wurden. Auf die Spur gekommen ist man den Tätern damals allerdings nicht.
Angriffe
Während des Novemberpogroms von 1938 kam es in Lüdinghausen zu tätlichen Angriffen auf hier lebende Juden sowie zu Beschädigungen ihres Eigentums. Auch in der Synagoge wurde Schaden angerichtet, einige jüdische Bewohner wurden inhaftiert. In der Folge setzte die „Arisierung“ jüdischen Grundbesitzes ein, währenddessen sich Alteigentümer zeitgleich um ihre Auswanderung bemühten. Das Synagogengebäude musste abgetreten werden und der jüdische Friedhof wurde 1939 aus „sanitätspolizeilichen Gründen“ geschlossen. Die Grabsteine des Friedhofs wurden abgeräumt, das freigewordene Areal als Abstellplatz genutzt.
Einem ersten Deportationstransport ins Ghetto Riga im Dezember 1941 gehörten auch einige Lüdinghauser Juden an; die letzten jüdischen Einwohner wurden Ende Juli 1942 nach Theresienstadt „umgesiedelt“.
Auf Weisung der NSDAP-Ortsgruppenleitung mussten während des Krieges sowjetische Kriegsgefangene die sterblichen Überreste der seit 1920 auf dem Lüdinghauser Friedhof bestatteten Juden ausgraben. Sie wurden auf dem jüdischen Friedhof in Dortmund-Hörste in ein Massengrab verbracht.
Drei Jahre nach Kriegsende standen drei am Novemberpogrom in Lüdinghausen Beteiligte wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor der Sonderstrafkammer des Landgerichts Münster. Sie wurden zu kurzzeitigen Haftstrafen verurteilt.
Erinnerung an Synagoge
An die ehemalige jüdische Gemeinde erinnern im heutigen Stadtbild nur der Friedhof (Steverstraße) und eine Erinnerungstafel am Standort der einstigen Synagoge, die in den 1980er Jahren abgerissen worden war.
Die auf dem Friedhof in zwei Reihen stehenden Grabsteine – insgesamt sind es heute 47 – befinden sich nicht mehr an ihren ursprünglichen Plätzen. Die von Einwohnern geretteten Steine wurden 1945 nach Kriegsende auf Anordnung der britischen Besatzungsbehörden wieder auf dem Friedhofsgelände aufgestellt.
Quelle: www.jüdische-gemeinden.de
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