Die massivsten Säulen Europas
51 Jahre Bauzeit
Die St. Felizitas-Kirche ist eine im spätgotischen Stil erbaute Hallenkirche, deren gesamte Bauzeit sage und schreibe 51 Jahre (1507-1558) betrug! Unter anderem bedingten die Wiedertäuferunruhen in Münster um 1524 die Verzögerungen der Bauarbeiten, und auch nach deren Beendigung lief der Weiterbau nur schleppend wieder an. Es ist bereits die dritte Kirche an dieser Stelle, an der erstmals im Jahre 800 der heilige Liudger eine solche errichten ließ. Der 70m hohe Turm ruht auf zwei Säulen, welche als die dicksten und massivsten Sandsteinsäulen Europas gelten.
Die Anfänge von St. Felizitas sind eng verknüpft mit dem Wirken des hl. Liudger (Ludgerus), des ersten Bischofs von Münster. Wenn dieser auch nicht der erste Glaubensbote im westlichen Sachsenland war, so hat er doch die hiesige Kirche enorm gefestigt, besonders durch die Gründung der Urpfarreien, zu denen auch Lüdinghausen gehörte.
Im Jahre 800 übereigneten ihm ein gewisser Senelhard und dessen Schwiegersohn Walfried ihr Besitztum. Diese Schenkung diente Liudger als Grundlage zur Errichtung einer Kirche und eines Pfarrhofes (Wedemhof). Das Anwesen vermachte er dem Kloster Werden a. d. Ruhr, das er selbst ein Jahr zuvor (799) erst gegründet hatte. So wurde die Lüdinghauser Kirche eine sog. Eigenkirche der Abtei Werden, und die Äbte waren noch jahrhundertelang Lehnsherren von Lüdinghausen. Das Kloster Werden a. d. Ruhr sollte nach seinem Tod im Jahr 809 die letzte Ruhestätte des heiligen Liudger werden.
Reliquien
Im Jahre 839 wurden Reliquien der heiligen Felizitas von Rom nach Vreden gebracht, wo das Geschlecht des Sachsenherzogs Widukind ansässig war. Ab diesem Zeitpunkt wurde Felizitas im Münsterland bekannt. Aber auch vom Kloster Werden aus gelangte ihre religiöse Verehrung wohl bis nach Lüdinghausen. Im Laufe der Zeit wurde das Patrozinium des heiligen Stephanus somit verdrängt; Felizitas wurde die Hauptpatronin und ist es noch heute.
Die St. Felizitas-Kirche in Lüdinghausen gehört zu den typisch westfälischen, spätgotischen Hallenkirchen, wie sie noch weit bis ins 16. Jh. errichtet wurden (vgl. Münster: Lamberti und Überwasser; Coesfeld: Lamberti; Nottuln: Martini u. a.). Sie ist aus dem Baumberger Sandstein, einem hellen, etwas gelblichen Material erbaut.
Taufstein
Der runde Taufstein, das älteste Stück in der Kirche, ist seit einigen Jahren im südlichen Seitenschiff untergracht. Er dürfte etwa aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen. Zum Taufstein gehört das silberne Taufgerät (Schale, Kanne, Ölgefäß), das in einer Wandnische aufbewahrt wird. Ein weiterer Wandschmuck, der dort zu sehen ist, ist die sog. Johannesschüssel. Sie erinnert an das Martyrium des heiligen Täufers (Mt 14, 11).
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